Fracking

Hydraulic Fracturing, üblicherweise Fracking genannt, ist eine Fördermethode vor allem von Schiefergas. Es ist mit hohem Wasseraufwand, Umweltverschmutzung, Erdbebengefahren und anderen Problemen verbunden.

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Beim Fracking wird mit hohem Druck ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in tiefere Erdschichten von rund 4.000 bis 6.000 Meter gepresst. Als Chemikalien kommen hier vor allem Säuren, Biozide und Stoffe zum Einsatz, die die Reibung und Viskosität der Fracking-Flüssigkeit („Fracking Fluid“) verändern. Diese sind häufig als umwelt- und gesundheitsgefährdend, ätzend und giftig klassifiziert. Die Menge der eingesetzten Chemikalien variiert stark und kann zwischen wenigen Kilogramm bis zu mehreren Tonnen betragen, je nach Gesteinsart. Durch den Druck von bis zu 1.200 Bar wird das Gestein aufgesprengt, woher sich auch der Name ableitet. Es entstehen Risse in der Gesteinsschicht, das Gas wird dadurch freisetzt. Dieses wird mit der Flüssigkeit beim sogenannten Flowback ausgewaschen und an die Erdoberfläche transportiert.

Immer wieder wird auch „Green Fracking“ als umweltfreundliche Alternative angepriesen, wo Bauxit, Salz, Kaliumkarbonat und ähnliche Stoffe verwendet werden sollen. Dieses Verfahren wurde durch die Montanuniversität Leoben entwickelt. Das Problem ist, dass damit allerdings Gestein nicht aufgebrochen werden kann und kein Gas oder Öl damit je gefördert wurde. In der Praxis wurde es trotz der Ankündigungen noch nie in kommerziellen Rahmen verwendet.

Schon seit den 1940ern wird Fracking eingesetzt, einen wahren Boom erlebt es seit der Jahrtausendwende, derzeit besonders stark in den USA, Kanada, Kolumbien, Südafrika und China. Nicht nur Erdgas, auch Erdöl kann damit gefördert werden.

Fracking in Österreich

2012 wollte die OMV im niederösterreichischen Wittau eine Probebohrung starten, doch regten sich Proteste in der Bevölkerung. Ein Fracking-Verbot wurde angekündigt, doch letztlich gab es nur eine Gesetzesnovelle, die für Probebohrungen eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorsieht. Das Projekt in Wittau wurde auf Eis gelegt, trotz der „Green Fracking“ Methode.

Wie viel Gas im Gesteinsboden des Weinviertels zu holen wäre, ist unbekannt. 2012 ging die OMV von einer Menge aus, die Österreich 30 Jahre versorgen könnte. 2017 gab es Untersuchungen der Montanuniversität Leoben an alten Bohrlöchern, die zu dem Schluss kamen, dass das Schieferöl- und Schiefergaspotenzial in der Vergangenheit stark überschätzt wurde.

Danach gab es zum Jahreswechsel 2022/23 erneut Probebohrungen. Nach fünfmonatigen Bohrarbeiten wurde die Explorationsbohrung Wittau Tief-2a auf eine Endteufe von 5.000 Metern niedergebracht. Der laut OMV größte Gasfeldfund Österreichs seit 40 Jahren soll rund 48 TWh (28 Millionen Fass Ölequivalent) bemessen. Gefördert wird das Gas aber konventionell und nicht durch Fracking.

Probleme beim Fracking

Fracking wird mit großen Problemen verbunden, die eine Belastung für die Umwelt darstellen:

Wasserverbrauch

Auch wenn alles ohne Zwischenfälle verlauft, benötigt Fracking extreme Wassermengen. Pro Bohrung werden dabei rund 10 - 12 Millionen Liter Wasser eingesetzt. So kann es in Frackinggebieten durchaus zu Wassermangel kommen.

Entsorgung des Lagerstättenwassers

Nicht nur die Frackingflüssigkeit ist ein Problem, auch das sogeannte Lagerstättenwasser, das bereits vor dem Fracking im Gestein vorhanden ist. Dieses Wasser ist meist mit Schwermetallen, Arsen oder natürlich vorkommenden radioaktiven Stoffen belastet, die aus den unteren Erdschichten gespült wurden. Es muss aufgefangen und entsorgt werden.

Hohe Kosten

Fracking-Gasförderung in über 4.000 Meter Tiefe ist wirtschaftlich unrentabel. Eine Schiefergas-Förderung durch Fracking kostet rund vier- bis fünfmal mehr als die konventionelle Erdgasförderung. Die Kosten für Umweltschäden sind hier noch nicht eingerechnet. Das gasreiche Schiefergestein im österreichischen Weinviertel ist aber üblicherweise in Tiefen von 4.000 bis 6.000 Meter zu finden.

Langsam

Nach der Bohrung dauert es mehrere Jahre, bis Gas aus den Bohrlöchern gewonnen werden kann. Für kurzfristigen Bedarf ist Fracking daher nicht geeignet. Hätte die Bohrung 2012 in Österreich stattgefunden, hätte es noch bis 2030 gedauert, bis Gas gefördert hätte werden können.

Da Österreich 2040 auf Grund des Klimaschutzes die Nutzung von Gas einstellen möchte, würde sich eine Frackingbohrung zeitlich nun gar nicht mehr auszahlen.

Wasserverunreinigung

Beim Bohren wird üblicherweise durch eine oder mehrere Wasserschichten durchgebohrt. Eine Zementummantelung wird angebracht, damit es nicht zu Verunreinigungen kommt. Leider ist diese oft trotzdem durchlässig. Dann kann es zur Kontamination der Grundwasserschicht durch Chemikalien kommen.

Problematisch ist auch, wenn die Gesteinsschichten durch den Druck anders reißen, als zuvor berechnet. In dem Fall kann die Frackingflüssigkeit durch das aufgesprengte Gestein unkontrolliert nach oben in Grundwasser führende Schichten steigen.

Auch Gase können durch die Risse nach oben entweichen. Dies zeigt sich dann durch die brennenden Wasserhähne, die in den USA in Frackinggebieten mittlerweile leider üblich sind.

Methan und die Klimabilanz

Beim Fracking werden große Mengen Methan heraufgefördert. Dieses Gas ist maßgeblich am Treibhauseffekt und damit am Klimawandel beteiligt. Methan trägt kurzfristig rund 80 Mal mehr zur Klimaerwärmung bei als die gleiche Menge CO2. Rechnet man den Methanausstoß bei der Bohrung zur Verbrennung beim Schiefergas in die Klimabilanz, dann ist das Ergebnis so schlecht wie bei Kohle.

Fracking steht im Verdacht eine der Hauptursache des weltweiten Methananstiegs zu sein. Chemische Analysen machen Methan aus Frackinggebieten für rund ein Drittel des weltweiten Anstiegs verantwortlich.

Krankheiten und Frühgeburten

Die Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health hat in Untersuchungen festgestellt, dass Fracking in Pennsylvania mit einer bis zu vierfachen Erhöhung von Asthmaanfällen verbunden werden kann. Ebenso ist die Rate für Herzinfarkte erhöht.

Auch konnte bei schwangeren Frauen nachgewiesen werden, dass Fracking zu einem erhöhten Risiko für Frühgeburten führt. Es gibt weitere Studien, die auf viele andere Probleme für die psychische, physische und soziale Gesundheit der Bevölkerung hinweisen.

Erdbeben und Senkungen

Der Druck beim Fracking kann Erdbeben und Bodensenkungen auslösen. In Frankreich, Deutschland und Bulgarien ist es deswegen verboten. Die Niederlande sprachen sich 2019 für ein Fracking-Verbot aus, nachdem es rund um Groningen fast wöchentliche Erdbeben gab und sich der Boden soweit absenkte, dass es zu Rissen in Häusern kam.

Auch Großbritannien stoppte Fracking im Jahr 2019 aufgrund der erhöhten Erdbeben. Fracking-Bohrungen lösten 2018 und 2019 hunderte kleinere Erdbeben in der Stärke von bis zu 2,9 aus. 2022 wurde das Verbot aber trotzdem wieder aufgehoben.

( Artikel veröffentlicht: 09.07.2024 )

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Über die Autorin
Geschrieben von Mag. Victoria Breitsprecher, MA
Mag. Victoria Breitsprecher, MA
Victoria ist technische Redakteurin bei tarife.at. Sie bringt hochkomplizierte, technische Begriffe in eine verständliche Sprache. Unterstützung bekommt die Technik-Liebhaberin von ihrem Büro-Hund, Herr Baron 🐶.

Häufige Fragen zum Thema Fracking

Immer wieder wird auch „Green Fracking“ als umweltfreundliche Alternative angepriesen, wo Bauxit, Salz, Kaliumkarbonat und ähnliche Stoffe verwendet werden sollen. Dieses Verfahren wurde durch die Montanuniversität Leoben entwickelt. Das Problem ist, dass damit allerdings Gestein nicht aufgebrochen werden kann und kein Gas oder Öl damit je gefördert wurde. In der Praxis wurde es trotz der Ankündigungen noch nie in kommerziellen Rahmen verwendet.


Fracking wird mit großen Problemen verbunden, die eine Belastung für die Umwelt darstellen:

  • Wasserverbrauch: Auch wenn alles ohne Zwischenfälle verlauft, benötigt Fracking extreme Wassermengen. Pro Bohrung werden dabei rund 10 - 12 Millionen Liter Wasser eingesetzt. So kann es in Frackinggebieten durchaus zu Wassermangel kommen.

  • Entsorgung des Lagerstättenwassers: Nicht nur die Frackingflüssigkeit ist ein Problem, auch das sogeannte Lagerstättenwasser, das bereits vor dem Fracking im Gestein vorhanden ist. Dieses Wasser ist meist mit Schwermetallen, Arsen oder natürlich vorkommenden radioaktiven Stoffen belastet, die aus den unteren Erdschichten gespült wurden. Es muss aufgefangen und entsorgt werden.

  • Hohe Kosten: Fracking-Gasförderung in über 4.000 Meter Tiefe ist wirtschaftlich unrentabel. Eine Schiefergas-Förderung durch Fracking kostet rund vier- bis fünfmal mehr als die konventionelle Erdgasförderung. Die Kosten für Umweltschäden sind hier noch nicht eingerechnet. Das gasreiche Schiefergestein im österreichischen Weinviertel ist aber üblicherweise in Tiefen von 4.000 bis 6.000 Meter zu finden.

  • Langsam: Nach der Bohrung dauert es mehrere Jahre, bis Gas aus den Bohrlöchern gewonnen werden kann. Für kurzfristigen Bedarf ist Fracking daher nicht geeignet. Hätte die Bohrung 2012 in Österreich stattgefunden, hätte es noch bis 2030 gedauert, bis Gas gefördert hätte werden können. Da Österreich 2040 auf Grund des Klimaschutzes die Nutzung von Gas einstellen möchte, würde sich eine Frackingbohrung zeitlich nun gar nicht mehr auszahlen.

  • Wasserverunreinigung: Beim Bohren wird üblicherweise durch eine oder mehrere Wasserschichten durchgebohrt. Eine Zementummantelung wird angebracht, damit es nicht zu Verunreinigungen kommt. Leider ist diese oft trotzdem durchlässig. Dann kann es zur Kontamination der Grundwasserschicht durch Chemikalien kommen. Problematisch ist auch, wenn die Gesteinsschichten durch den Druck anders reißen, als zuvor berechnet. In dem Fall kann die Frackingflüssigkeit durch das aufgesprengte Gestein unkontrolliert nach oben in Grundwasser führende Schichten steigen.

  • Methan und die Klimabilanz:Beim Fracking werden große Mengen Methan heraufgefördert. Dieses Gas ist maßgeblich am Treibhauseffekt und damit am Klimawandel beteiligt. Methan trägt kurzfristig rund 80 Mal mehr zur Klimaerwärmung bei als die gleiche Menge CO2. Rechnet man den Methanausstoß bei der Bohrung zur Verbrennung beim Schiefergas in die Klimabilanz, dann ist das Ergebnis so schlecht wie bei Kohle. Fracking steht im Verdacht eine der Hauptursache des weltweiten Methananstiegs zu sein. Chemische Analysen machen Methan aus Frackinggebieten für rund ein Drittel des weltweiten Anstiegs verantwortlich.

  • Krankheiten und Frühgeburten: Die Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health hat in Untersuchungen festgestellt, dass Fracking in Pennsylvania mit einer bis zu vierfachen Erhöhung von Asthmaanfällen verbunden werden kann. Ebenso ist die Rate für Herzinfarkte erhöht. Auch konnte bei schwangeren Frauen nachgewiesen werden, dass Fracking zu einem erhöhten Risiko für Frühgeburten führt. Es gibt weitere Studien, die auf viele andere Probleme für die psychische, physische und soziale Gesundheit der Bevölkerung hinweisen.

  • Erdbeben und Senkungen: Der Druck beim Fracking kann Erdbeben und Bodensenkungen auslösen. In Frankreich, Deutschland und Bulgarien ist es deswegen verboten. Die Niederlande sprachen sich 2019 für ein Fracking-Verbot aus, nachdem es rund um Groningen fast wöchentliche Erdbeben gab und sich der Boden soweit absenkte, dass es zu Rissen in Häusern kam. Auch Großbritannien stoppte Fracking im Jahr 2019 aufgrund der erhöhten Erdbeben. Fracking-Bohrungen lösten 2018 und 2019 hunderte kleinere Erdbeben in der Stärke von bis zu 2,9 aus. 2022 wurde das Verbot aber trotzdem wieder aufgehoben.


Hydraulic Fracturing, üblicherweise Fracking genannt, ist eine Fördermethode vor allem von Schiefergas. Es ist mit hohem Wasseraufwand, Umweltverschmutzung, Erdbebengefahren und anderen Problemen verbunden. Beim Fracking wird mit hohem Druck ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in tiefere Erdschichten von rund 4.000 bis 6.000 Meter gepresst.

Als Chemikalien kommen hier vor allem Säuren, Biozide und Stoffe zum Einsatz, die die Reibung und Viskosität der Fracking-Flüssigkeit („Fracking Fluid“) verändern. Diese sind häufig als umwelt- und gesundheitsgefährdend, ätzend und giftig klassifiziert. Die Menge der eingesetzten Chemikalien variiert stark und kann zwischen wenigen Kilogramm bis zu mehreren Tonnen betragen, je nach Gesteinsart. Durch den Druck von bis zu 1.200 Bar wird das Gestein aufgesprengt, woher sich auch der Name ableitet. Es entstehen Risse in der Gesteinsschicht, das Gas wird dadurch freisetzt. Dieses wird mit der Flüssigkeit beim sogenannten Flowback ausgewaschen und an die Erdoberfläche transportiert.

Schon seit den 1940ern wird Fracking eingesetzt, einen wahren Boom erlebt es seit der Jahrtausendwende, derzeit besonders stark in den USA, Kanada, Kolumbien, Südafrika und China. Nicht nur Erdgas, auch Erdöl kann damit gefördert werden.


2012 wollte die OMV im niederösterreichischen Wittau eine Probebohrung starten, doch regten sich Proteste in der Bevölkerung. Ein Fracking-Verbot wurde angekündigt, doch letztlich gab es nur eine Gesetzesnovelle, die für Probebohrungen eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorsieht. Das Projekt in Wittau wurde auf Eis gelegt, trotz der „Green Fracking“ Methode.

Wie viel Gas im Gesteinsboden des Weinviertels zu holen wäre, ist unbekannt. 2012 ging die OMV von einer Menge aus, die Österreich 30 Jahre versorgen könnte. 2017 gab es Untersuchungen der Montanuniversität Leoben an alten Bohrlöchern, die zu dem Schluss kamen, dass das Schieferöl- und Schiefergaspotenzial in der Vergangenheit stark überschätzt wurde.

Danach gab es zum Jahreswechsel 2022/23 erneut Probebohrungen. Nach fünfmonatigen Bohrarbeiten wurde die Explorationsbohrung Wittau Tief-2a auf eine Endteufe von 5.000 Metern niedergebracht. Der laut OMV größte Gasfeldfund Österreichs seit 40 Jahren soll rund 48 TWh (28 Millionen Fass Ölequivalent) bemessen. Gefördert wird das Gas aber konventionell und nicht durch Fracking.